One-Pointed Mind Als ein Zen-Schüler liebe ich die Idee eines fokussierten Bewußtseins: Tu nur ein Ding zur gleichen Zeit, aber mache es richtig. Das ist ziemlich genau die gleiche Idee, welche &unix; richtig funktionieren lässt. Während eine typische &windows;-Applikation versucht alles Vorstellbare zu tun (und daher mit Fehler durchsetzt ist), versucht eine &unix;-Applikation nur eine Funktion zu erfüllen und das gut. Der typische &unix;-Nutzer stellt sich sein eigenes System durch Shell-Skripte zusammen, die er selbst schreibt, und welche die Vorteile bestehender Applikationen dadurch kombinieren, indem sie die Ausgabe eines Programmes als Eingabe in ein anderes Programm durch eine Pipe übergeben. Wenn Sie ihre eigene &unix;-Software schreiben, ist es generell eine gute Idee zu betrachten, welcher Teil der Problemlösung durch bestehende Programme bewerkstelligt werden kann. Man schreibt nur die Programme selbst, für die keine vorhandene Lösung existiert. CSV Ich will dieses Prinzip an einem besonderen Beispiel aus der realen Welt demonstrieren, mit dem ich kürzlich konfrontiert wurde: Ich mußte jeweils das elfte Feld von jedem Datensatz aus einer Datenbank extrahieren, die ich von einer Webseite heruntergeladen hatte. Die Datenbank war eine CSV-Datei, d.h. eine Liste von Komma-getrennten Werten/emphasis>. Dies ist ein ziemlich gewöhnliches Format für den Code-Austausch zwischen Menschen, die eine unterschiedliche Datenbank-Software nutzen. Die erste zeile der Datei enthält eine Liste der Felder durch Kommata getrennt. Der Rest der Datei enthält die einzelnen Datensätze mit durch Kommata getrennten Werten in jeder Zeile. Ich versuchte awk unter Nutzung des Kommas als Trenner. Da aber einige Zeilen durch in Bindestriche gesetzte Kommata getrennt waren, extrahierte awk das falsche Feld aus diesen Zeilen. Daher mußte ich meine eigene Software schreiben, um das elfte Feld aus der CSV-Datei auszulesen. Aber durch Anwendung der &unix;-Philosophie mußte ich nur einen einfachen Filter schreiben, das Folgende tat: Entferne die erste Zeile aus der Datei. Ändere alle Kommata ohne Anführungszeichen in einen anderen Buchstaben. Entferne alle Anführungszeichen. Streng genommen könnte ich sed benutzen, um die erste Zeile der Datei zu entfernen, aber das zu Bewerkstelligen war in meinem Programm sehr einfach, also entschloss ich mich dazu und reduzierte dadurch die Größe der Pipeline. Unter Berücksichtigung aller Faktoren kostete mich das Schreiben dieses Progammes ca. 20 Minuten. Das Schreiben eines Programmes, welches jeweils das elfte Feld aus einer CSV-Datei extrahiert hätte wesentlich länger gedauert und ich hätte es nicht wiederverwenden können, um ein anderes Feld zu extrahieren aus irgendeiner anderen Datenbank. Diesmal entschied ich mich dazu, etwas mehr Arbeit zu investieren, als man normalerweise für ein typisches Tutorial verwenden würde: Es parst die Kommandozeilen nach Optionen. Es zeigt die richtige Nutzung an, falls es ein falsches Argument findet. Es gibt vernünftige Fehlermeldungen aus. Hier ist ein Beispiel für seine Nutzung: Usage: csv [-t<delim>] [-c<comma>] [-p] [-o <outfile>] [-i <infile>] Alle Parameter sind optional und können in beliebiger Reihenfolge auftauchen. Der -t-Parameter legt fest, was zu die Kommata zu ersetzen sind. Der tab ist die Vorgabe hierfür. Zum Beispiel wird -t; alle unquotierten Kommata mit Semikolon ersetzen. Ich brauche die -c-Option nicht, aber sie könnte zukünftig nützlich sein. Sie ermöglicht mir festzulegen, daß ich einen anderen Buchstaben als das Kommata mit etwas anderem ersetzen möchte. Zum Beispiel wird der Parameter -c@ alle @-Zeichen ersetzen (nützlich, falls man eine Liste von EmAil-Adressen in Nutzername und Domain aufsplitten will). Die -p-Option erhält die erste Zeile, d.h. die erste Zeile der Datei wird nicht gelöscht. Als Vorgabe löschen wir die erste Zeile, weil die CSV-Datei in der ersten Zeile keine Daten, sondern Feldbeschreibungen enthält. Die Parameter -i- und -o-Optionen erlauben es mir, die Ausgabe- und Eingabedateien festzulegen. Vorgabe sind stdin und stdout, also ist es ein regulärer &unix;-Filter. Ich habe sichergestellt, daß sowohl -i filename und -ifilename akzeptiert werden. Genauso habe ich dafür Sorge getragen, daß sowohl Eingabe- als auch Ausgabedateien festgelegt werden können. Um das elfte Feld jeden Datensatzes zu erhalten kann ich nun folgendes eingeben: &prompt.user; csv '-t;' data.csv | awk '-F;' '{print $11}' Der Code speichert die Optionen (bis auf die Dateideskriptoren) in EDX: Das Kommata in DH, den neuen Feldtrenner in DL und das Flag für die -p-Option in dem höchsten Bit von EDX. Ein kurzer Abgleich des Zeichens wird uns also eine schnelle Entscheidung darüber erlauben, was zu tun ist. Hier ist der Code: ;;;;;;; csv.asm ;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;; ; ; Convert a comma-separated file to a something-else separated file. ; ; Started: 31-May-2001 ; Updated: 1-Jun-2001 ; ; Copyright (c) 2001 G. Adam Stanislav ; All rights reserved. ; ;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;; %include 'system.inc' %define BUFSIZE 2048 section .data fd.in dd stdin fd.out dd stdout usg db 'Usage: csv [-t<delim>] [-c<comma>] [-p] [-o <outfile>] [-i <infile>]', 0Ah usglen equ $-usg iemsg db "csv: Can't open input file", 0Ah iemlen equ $-iemsg oemsg db "csv: Can't create output file", 0Ah oemlen equ $-oemsg section .bss ibuffer resb BUFSIZE obuffer resb BUFSIZE section .text align 4 ierr: push dword iemlen push dword iemsg push dword stderr sys.write push dword 1 ; return failure sys.exit align 4 oerr: push dword oemlen push dword oemsg push dword stderr sys.write push dword 2 sys.exit align 4 usage: push dword usglen push dword usg push dword stderr sys.write push dword 3 sys.exit align 4 global _start _start: add esp, byte 8 ; discard argc and argv[0] mov edx, (',' << 8) | 9 .arg: pop ecx or ecx, ecx je near .init ; no more arguments ; ECX contains the pointer to an argument cmp byte [ecx], '-' jne usage inc ecx mov ax, [ecx] .o: cmp al, 'o' jne .i ; Make sure we are not asked for the output file twice cmp dword [fd.out], stdout jne usage ; Find the path to output file - it is either at [ECX+1], ; i.e., -ofile -- ; or in the next argument, ; i.e., -o file inc ecx or ah, ah jne .openoutput pop ecx jecxz usage .openoutput: push dword 420 ; file mode (644 octal) push dword 0200h | 0400h | 01h ; O_CREAT | O_TRUNC | O_WRONLY push ecx sys.open jc near oerr add esp, byte 12 mov [fd.out], eax jmp short .arg .i: cmp al, 'i' jne .p ; Make sure we are not asked twice cmp dword [fd.in], stdin jne near usage ; Find the path to the input file inc ecx or ah, ah jne .openinput pop ecx or ecx, ecx je near usage .openinput: push dword 0 ; O_RDONLY push ecx sys.open jc near ierr ; open failed add esp, byte 8 mov [fd.in], eax jmp .arg .p: cmp al, 'p' jne .t or ah, ah jne near usage or edx, 1 << 31 jmp .arg .t: cmp al, 't' ; redefine output delimiter jne .c or ah, ah je near usage mov dl, ah jmp .arg .c: cmp al, 'c' jne near usage or ah, ah je near usage mov dh, ah jmp .arg align 4 .init: sub eax, eax sub ebx, ebx sub ecx, ecx mov edi, obuffer ; See if we are to preserve the first line or edx, edx js .loop .firstline: ; get rid of the first line call getchar cmp al, 0Ah jne .firstline .loop: ; read a byte from stdin call getchar ; is it a comma (or whatever the user asked for)? cmp al, dh jne .quote ; Replace the comma with a tab (or whatever the user wants) mov al, dl .put: call putchar jmp short .loop .quote: cmp al, '"' jne .put ; Print everything until you get another quote or EOL. If it ; is a quote, skip it. If it is EOL, print it. .qloop: call getchar cmp al, '"' je .loop cmp al, 0Ah je .put call putchar jmp short .qloop align 4 getchar: or ebx, ebx jne .fetch call read .fetch: lodsb dec ebx ret read: jecxz .read call write .read: push dword BUFSIZE mov esi, ibuffer push esi push dword [fd.in] sys.read add esp, byte 12 mov ebx, eax or eax, eax je .done sub eax, eax ret align 4 .done: call write ; flush output buffer ; close files push dword [fd.in] sys.close push dword [fd.out] sys.close ; return success push dword 0 sys.exit align 4 putchar: stosb inc ecx cmp ecx, BUFSIZE je write ret align 4 write: jecxz .ret ; nothing to write sub edi, ecx ; start of buffer push ecx push edi push dword [fd.out] sys.write add esp, byte 12 sub eax, eax sub ecx, ecx ; buffer is empty now .ret: ret Vieles daraus ist aus hex.asm entnommen worden. Aber es gibt einen wichtigen Unterschied: Ich rufe nicht länger write auf, wann immer ich eine Zeilenvorschub ausgebe. Nun kann der Code sogar interaktiv genutzt werden. Ich habe eine bessere Lösung gefunden für das Interaktivitätsproblem seit ich mit dem Schreiben dieses Kapitels begonnen habe. Ich wollte sichergehen, daß jede Zeile einzeln ausgegeben werden kann, falls erforderlich. Aber schlussendlich gibt es keinen Bedarf jede Zeile einzeln auszugeben, falls nicht-interaktiv genutzt. Die neue Lösung besteht darin, die Funktion write jedesmal aufzurufen, wenn ich den Eingabepuffer leer vorfinde. Auf diesem Wege liest das Programm im interaktiven Modus eine Zeile aus der Tastatur des Nutzers, verarbeitet sie und stellt fest, ob deren Eingabepuffer leer ist, dann leert es seine Ausgabe und liest die nächste Zeile. Die dunkle Seite des Buffering Diese Änderung verhindert einen mysteriösen Aufhänger in einem speziellen Fall. Ich bezeichne dies als die dunkle Seite des Buffering, hauptsächlich, weil es eine nicht offensichtliche Gefahr darstellt. Es ist unwahrscheinlich, daß dies mit dem csv-Programm oben geschieht aber lassen Sie uns einen weiteren Filter betrachten: Nehmen wir an ihre Eingabe sind rohe Daten, die Farbwerte darstellen, wie z.B. die Intensität eines Pixel mit den Farben rot, grün und blau. Unsere Ausgabe wird der negative Wert unserer Eingabe sein. Solch ein Filter würde sehr einfach zu schreiben sein. Der größte Teil davon würde so aussehen wie all die anderen Filter, die wir bsiher geschrieben haben, daher beziehe ich mich nur auf den Kern der Prozedur: .loop: call getchar not al ; Create a negative call putchar jmp short .loop Da dieser Filter mit rohen Daten arbeitet ist es unwahrscheinlich, daß er interaktiv genutzt werden wird. Aber das Programm könnte als Bildbearbeitssoftware tituliert werden. Wenn es nicht write vor jedem Aufruf von read durchführt, ist die Möglichkeit gegeben, das es sich aufhängt. Dies könnte passieren: Der Bildeditor wird unseren Filter laden mittels der C-Funktion popen(). Er wird die erste Zeile von Pixeln laden aus einer Bitmap oder Pixmap. Er wird die erste Zeile von Pixeln geschrieben in die Pipe, welche zur Variable fd.in unseres Filters führt. Unser Filter wird jeden Pixel auslesen von der Eingabe, in in seinen negativen Wert umkehren und ihn in den Ausgabepuffer schreiben. Unser Filter wird die Funktion getchar aufrufen, um das nächste Pixel abzurufen. Die Funktion getchar wird einen leeren Eingabepuffer vorfinden und daher die Funktion read aufrufen. read wird den Systemaufruf SYS_read starten. Der Kernel wird unseren Filter unterbrechen, bis der Bildeditor mehr Daten zur Pipe sendet. Der Bildedior wird aus der anderen Pipe lesen, welche verbunden ist mit fd.out unseres Filters, damit er die erste Zeile des auszugebenden Bildes setzen kann bevor er uns die zweite Zeile der Eingabe einliest. Der Kernel unterbricht den Bildeditor, bis er eine Ausgabe unseres Filters erhält, um ihn an den Bildeditor weiterzureichen. An diesem Punkt wartet unser Filter auf den Bildeditor, daß er ihm mehr Daten zur Verarbeitung schicken möge. Gleichzeitig wartet der Bildeditor darauf, daß unser Filter das Resultat der Berechnung ersten Zeile sendet. Aber das Ergebnis sitzt in unserem Ausgabepuffer. Der Filter und der Bildeditor werden fortfahren bis in die Ewigkeit aufeinander zu warten (oder zumindest bis sie per kill entsorgt werden). Unsere Software hat den eine Race Condition erreicht. Das Problem tritt nicht auf, wenn unser Filter seinen Ausgabepuffer leert bevor er vom Kernel mehr Eingabedaten anfordert.